Stauning, 4 Jahre, Whisky Druid - Vermouth Cask Finish

Die Dänen sind kreativ!

Zumindest was die Brennerei Stauning betrifft. Denn die Brenner aus dem dänischen Westjütland bringen regelmäßig interessante Kreationen hervor, die man so in der Whiskywelt noch nicht kennt.  Mein letzter Stauning wurde aus Malz hergestellt, welches im Vorfeld über Heidekraut geräuchert wurde. Nun gibt es, unabhängig abgefüllt vom deutschen Abfüller Whisky Druid, einen Stauning Single Malt, welcher ein Finish im Vermouth-Fass erhielt. Da freut man sich jetzt schon auf die nächsten tollen Kreationen der findigen Dänen.

(c) Whisky and Molecules

Doch bevor man bereits an die nächsten Abfüllungen denkt, konzentrieren wir uns auf diesen Druiden Whisky: Finish im Vermouth-Fass - Interessant. Wermut ist eine Pflanzenart der Familie der Korbblütler und wird botanischem mit dem Namen „Artemisia absinthium“ bezeichnet. Spricht man jedoch in Verbindung mit Wein von Wermut oder Vermouth, handelt es sich um ein weinhaltiges, aromatisiertes Getränk. Klassischerweise wird hierzu Wein (Weiß- oder Rotwein) mit verschiedenen Kräutern, u.a. mit dem Wermutkraut versetzt und somit aromatisiert sowie im Anschluss durch Zugabe von höher konzentriertem Alkohol etwas aufgesprittet und mit Süßwein gesüßt. Andere Gewürze, welche häufig Anwendung in der Vermouthherstellung finden sind unter anderem: Lavendel, Nelken, Pfeffer und Wacholder. Die Liste ist auf keinen Fall vollständig und kann noch umfangreich ergänzt werden. Ein genaues Rezept gibt es nicht und der Kreativität sind in diesem Fall so gut wie keine Grenzen gesetzt. Das Wermutkraut selbst, ist allerdings immer mit dabei. Es hat einen stark bitteren Geschmack. Für diese besondere Bitterkeit sind vor allem die Verbindungen Absinthin und Matricin verantwortlich, welche zur Klasse der Sesquiterpenlactone gehören. Darüber hinaus besitzt Wermutkraut auch das psyschoaktive Thujon, welches für die berauschende Wirkung, des aus Wermutkraut hergestellten Getränks, der grünen Fee Absinth sorgt. Doch abgesehen von der starken Bitterkeit besitzt Wermutkraut auch eine frisch fruchtige Note, welche etwas an Zitrusfrüchte erinnert.

gemeinfrei
Abbildung: Gemeiner Wermut (Artemisia absinthium) und seine Inhaltsstoffe. [Links: aus Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen.]

Das in diesem Fall benutzte Vermouth-Weinfass stammt (vermutlich) von der Bodega Altanza aus der spanischen Region Andalusien, genauer aus Jerez, aus welcher auch der allseits bekannte Sherry kommt. Der Zusatz „vermutlich“ wurde deshalb eingefügt, weil der genutzte Vermouth im Falle der Whisky Druid-Abfüllung als „Roberto Amilo“ bezeichnet wird, doch die Bezeichnung , welche für einen Teil der Weine der Bodega Altanza, z.B. für die Vermouth-Weine verwendet wird, mit doppelten „l“ – als „Roberto Amillo“ geschrieben wird.
So viel zu den Hintergründen, beschäftigen wir uns nun mit dem Whisky!

Stauning, 4 Jahre, Whisky Druid - Vermouth Cask Finish

Fakten: Der Druiden Whisky aus Dänemark wurde 2015 destilliert und zunächst im Bourbonfass gereift, welches vorher Whiskey der Marke Makers Mark enthielt. Im Anschluss erhielt er ein Finish im Roberto Amilo Vermouth Fass. Abgefüllt wurde dieser Stauning mit einem Alter von 4 Jahren im Jahr 2020. Insgesamt gab es 269 Flaschen zu je 0,7 L und mit einer Alkoholstärke von 56,7 vol.-%. Natürlich ist dieser Whisky weder kühlfiltriert, noch wurde mit Farbstoff nachgefärbt - er besitzt eine kräftig goldene Farbe. Bei diesem Stauning handelt sich um eine peated Variante. Ob über dänischem Torf oder Heidekraut geräuchert wurde, ist nicht angegeben, deshalb vermute ich es handelt sich um eine klassische Torf-Räucherung.

(c) Whisky and Molecules

In der Nase habe ich zunächst eine starke Getreidenote. Das Malz ist sehr stark im Vordergrund und erinnert an einen Malzsud beim Bierbrauen, kurz vorm Abläutern. Darüber schwebt ein zurückhaltender Rauch. Das Vermouthfinish ist erkennbar: man bemerkt eine leichte Weinnote, vermutlich Weißwein, und etwas Würziges in Form von Kräutern sowie einem Hauch Nelkenduft. Der Alkohol ist nicht dominant und fügt sich gut ein. Mit etwas Wasser wird er fruchtiger in der Nase. Jetzt errinnert er mich sehr an einen hellen Vermouthwein.

Auf der Zunge habe ich zunächst eine süße Vanille bevor auch hier das Getreide deutlich zuschlägt und alles andere überlagert. An dieser Stelle bemerke ich auch zum ersten Mal das bittere Wermutkraut. Erst zum Schluss kommt der Rauch und etwas Kakao hinzu. Der Alkohol, welcher in der Nase recht angenehm war, ist am Gaumen deutlich präsenter und etwas scharf. Wasser hilft dies zu mindern, es verleiht ihm ein cremiges Mundgefühl mit einem Spritzer Zitrus und lässt den Whisky insgesamt etwas süßer wirken.

Der Abgang ist zunächst angenehm würzig und zeigt sich mit etwas Kakao und Vanille. Er hinterlässt ein trockenes Mundgefühl mit leichter Bitterkeit und etwas kalter Asche. Die bittere, kalte Asche bleibt mittellang erhalten.


"Eine starke Malznote mit zurückhaltendem Rauch sowie leichtem Weineinfluss mit einem Hauch Nelkenduft."


Fazit: Ja, interessant auf jeden Fall. Ich mag die Stauning Brennerei dafür, dass sie sich immer wieder was Neues einfallen lassen. Ob nun über Heide geräuchertes Malz genutzt wird oder der Whisky ein Finish in so exotischen Fässern wie einem alten Vermouth-Wein Fass bekommt. Was mich bei dieser Abfüllung allerdings ziemlich stört ist diese allgegenwärtige Getreidenote, welche garantiert nicht vom Finish kommt. Ein paar Jahre länger im ex-Bourbon Cask hätten bestimmt einen positiven Effekt gehabt. Der Einfluss des Vermouth-Weins ist vorhanden, aber schafft es in diesem Fall nicht, die deutlich ausgeprägte Jugend zu verschleiern. Mit Wasser wird er jedoch deutlich besser, was ihm auch eine gewisse Fruchtigkeit verleiht und den Vermoutheinfluss besser wahrnehmbar macht. Er ist auf jeden Fall interessant und so richtig schlecht finde ich ihn gar nicht - da hatte ich bereits deutlich schlechtere, außer-schottische Whiskys im Glas. Dennoch, für den Preis von knapp 85 € finde ich ihn leider zu teuer.

Obwohl mir dieser Whisky nun nicht sonderlich gut gefallen hat, werde ich Stauning weiter im Auge behalten, ihre Experimentierfreudigkeit finde ich klasse und ich bin gespannt was es als nächstes gibt. 

 

Andere bereits verkostete Stauning Abfüllungen:  

 

Bis dahin,

Whisky and Molecules

 

(c) Whisky and Molecules