Stauning Whisky Distillery, 4 Jahre, Heather Smoked - Madeira Finish

In der Kommune Ringkøbing-Skjern im dänischen Westjütland befindet sich die Stauning Whisky Distillery. Sie wurde 2005 gegründet und hat sich seitdem einen Namen in der internationalen Whiskyszene gemacht. Mittlerweile gehört sie zu einem Teil zum Diageo Konzern, was dieser Brennerei zusätzlichen Wind in den Segeln verlieh. Seit 2009 wird bei Stauning Destillat aus Getreidemaische gewonnen. Aber es wird nicht nur Single Malt hergestellt, denn neben Gerstenmalz verwenden sie auch Roggenmalz für einen Teil ihrer Produktion. Hierbei legen sie großen Wert auf regional angebaute Rohstoffe und selbst das für den Peated Single Malt genutzte Torf wird von einem Freilichtmuseum in der Region, dem Klosterlund Museum, bezogen. [1]

(c) Thomas Schneider
Foto zur Verfügung gestellt von Thomas Schneider

Die Dänen sind erfinderisch!

Um sich von der Masse an schottischem und internationalem Whisky abzuheben, versucht das Team von Stauning neue kreative Wege einzuschlagen. Ihr Portfolio besteht aus Rye Whisky, Malted Whisky, Single Malt, Peated Single Malt und verschiedenen eher selten zu findenden Finishs wie z.B. einem Single Malt, welcher ein Finish in einem Mezcal Fass erhielt. Und dann gibt es noch den Heather. Whiskys mit dieser Bezeichnung sind aus Malz hergestellt, welches nicht über Torf, welches es in Dänemark zur Genüge gibt, sondern über Heather geräuchert wurde. Heather ist der dänische (und auch englische) Begriff für das Heidekraut (Erica tetralix), welches große Teile Jütlands bedeckt. Ich hatte vorher noch nie von einem Heather Smoked Whisky gehört.

Originalquelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany
Abbildung: Illustration Heidekraut. 
Originalquelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé, Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany

Da dies mein erster Whisky aus dieser Brennerei ist, kann ich mir zu den anderen Abfüllungen kein Urteil erlauben. Was ich von den Abfüllungen aber gehört und gelesen habe, war sehr durchwachsen. Ähnlich der Rezensionen zu deutschen Whiskys. Entweder sehr vernichtend, oder in hohen Tönen lobend. Also hieß es sich selbst ein Bild zu machen. Durch eine Teilung von WhiskySüdholstein wurde ich auf diesen Whisky aufmerksam und allein die Tatsache, dass dieser Whisky aus über Heidekraut geräuchertem Malz hergestellt wurde, hat mein Interesse geweckt. So war es dann an der Zeit: Mein erster Stauning!

(c) Whisky and Molecules

Stauning Whisky Distillery, 4 Jahre, Heather Smoked & Madeira Finish


Dieser Danish Single Malt Whisky wurde am ersten Oktober 2015 destilliert und im Juni 2020 mit einem Alkoholgehalt von 55,5 vol.-% abgefüllt. Da die Alkohol-Gehalte von Abfüllung zu Abfüllung des Heathers etwas schwanken, nehme ich an, dass dieser Whisky in Fassstärke in die Flasche kommt. Diese Heather Abfüllung erhielt außerdem ein Finish im Madeira Cask. Insgesamt wurden 342 Flaschen à 50 cL aus dem Fass mit der Nummer 380 abgefüllt, weder kühlfiltriert noch gefärbt. Der Preis liegt etwa bei 75 – 80 € pro Flasche.

In der Nase ist dieser Heather Smoked Single Malt sehr würzig und er besitzt feine Rauchnoten - kein Rauch den man von Islay kennt. Dieser erinnert etwas an den Geruch von verbranntem Papier, aber sehr mild und zurückhaltend. Der Alkohol ist etwas stechend. Mit etwas Wasser verändert sich die Rauchnote in rauchende Crottendorfer Räucherkerzen aus dem Erzgebirge. Was im Sommer etwas befremdlich wirkt, stelle ich mir aber ziemlich gut in der kalten Weihnachtszeit vor. Neben dem Rauch sind deutliche Getreidenoten, frisches Mehl und auch etwas Zimt und Kakao zu riechen. 


(c) Whisky and Molecules

Am Gaumen ist der Heather überraschend mild. Mit 55,5 vol.-% und dem recht jungen Alter, hätte ich ihn etwas zorniger im Antritt erwartet. Er bringt deutliche Getreidenoten mit sich, ein Anflug von Müsli mit Vanille und dazu Milchkaffee. Aber auch auf der Zunge weckt er leichte Weihnachtserinnerungen. Frischer Teig, etwas Zimt und würzige, kräftige Eiche. Gegen Ende gesellen sich etwas Karamell- und Kaffeearomen dazu, sowie ein schon fast mediterran-würziger Rauch. 

Der Abgang ist mittellang und zunächst deutlich vom Holz dominiert. Dazu kommen etwas Vanille- und Apfelaromen. Ganz leichte Raucharomen von verbranntem Holz runden den Abgang ab.

Fazit: Bei diesem Whisky bin ich wirklich ein bisschen zwiegespalten. Die Nase ist mir ein bisschen zu einseitig und sie wirkt etwas langweilig. Mit Wasser wird es besser, aber irgendwas stört mich an diesen Raucharomen. Die Assoziation mit der Weihnachtszeit, finde ich im Sommer nicht wirklich passend, kann ich mir aber hervorragend im Winter vorstellen. Auf der Zunge ist er sehr getreidelastig. Gegen Ende wird er aber wieder interessanter. Der Abgang gefällt mir recht gut. Insgesamt ist er mir allerdings deutlich zu jung.
Dieser Whisky geht wirklich in eine interessante Richtung und ich hoffe sehr die Brennerei bleibt dabei und geht immer mal neue Wege. Eins ist sicher: Ich werde immer mal wieder Whiskys dieser Brennerei probieren. Bis eine eigene ganze Flasche den Weg in mein Regal findet, wird es aber wohl noch ein paar Jahre dauern. Bis jetzt ist mir dieser Whisky noch zu jung, und in Hinblick auf die Flaschengröße von 50 cL und dem Preis von 75 – 80 € auch etwas zu teuer.
An dieser Stelle noch vielen Dank an Thomas Schneider für die Bereitstellung der tollen Fotos von bzw. aus der dänischen Brennerei.

Whisky and Molecules



(c) Thomas Schneider
Altes Gebäude mit Stauning-Schriftzug.
Foto zur Verfügung gestellt von Thomas Schneider

(c) Thomas Schneider
Brennereigebäude von Stauning Whisky Distillery. 
Foto zur Verfügung gestellt von Thomas Schneider

(c) Thomas Schneider
Spinnweben im Fasslager von Stauning. 
Foto zur Verfügung gestellt von Thomas Schneider


(c) Whisky and Molecules



Referenzen:
[1] https://www.stauningwhisky.com/story/ [letzter Zugriff: 04.08.2020, 18:32]