Sweet Filth – SMWS 93.145

Süß und dreckig!

Am 2. Oktober war wieder Outturn-Tag bei der SMWS. Aus diesem Grund stelle ich heute einen Whisky mit dem vielversprechenden Namen "Sweet Filth" vor. Die Namensabteilung der Scotch Malt Whisky Society ist bekannt für die oftmals schräge Betitelung ihrer Abfüllungen. 

Überzogen, zugespitzt und eine kleine Spur zu kreativ - Die Namen und Tasting Notes mancher SMWS Abfüllungen klingen eher wie Lyrik als eine Beschreibung einer Spirituose. Namen wie "Sailing ship in stormy seas" (SMWS 29.237) oder "Rumtopf, Birnenbrot and Stollen" (SMWS 35.259) erzeugen Bilder im Kopf und oftmals passen diese Bilder wie die Faust aufs Auge!

Was erwartet man bei einem solchen Titel? Auf der einen Seite eine gewisse Süße, auf der anderen Seite kommen mir Bilder von dreckigen Schuhen, alten Lumpen und Staub in den Kopf. Die offiziellen Tasting Notes versprechen geröstete Kastanien, maritime Aromen von geräuchertem Hering, dreckigen Gummistiefeln und Vanille-Eis. Dieser Whisky entführt uns nach Campbeltown - zur Brennerei Glen Scotia.

Glen Scotia – SMWS 93.145 „Sweet Filth“

Mit dem 145. Fass der Brennerei Nummer 93 hat die SMWS unter dem Titel „Sweet Filth“ (engl. für „süßer Schmutz“) einen 8 Jahre alten Glen Scotia abgefüllt. Eingeordnet wurde er in der Geschmackskategorie "Oily &  coastal". Diese Einzellfassabfüllung der SMWS hat stolze 59,9 vol.-% Alkohol und reifte seit dem 16. März 2012 in einem 1st fill ex-Bourbon Fass, aus welchem 227 Flaschen abgefüllt wurden. Natürlich ungefärbt und unfiltriert hat dieser Glen Scotia bereits nach 8 Jahren im ehemaligen Bourbonfass eine wunderbare Färbung.

In der Nase findet man gleich nach dem Einschenken dunkle Rauchschwaden von frisch entzündeten Holzspänen einer Räucherkammer. Allerdings verzieht der Rauch recht schnell und im Hintergrund tut sich eine fast schon klebrige Süße auf: Süße Vanille-Creme und weiße Schokolade mit hellen Trauben und Nüssen. Dazu gibt es Röstaromen von gebrannten Mandeln und auch ein maritimer, salziger Einschlag ist vorhanden. Der Alkohol ist trotz seiner knappen 60 vol.-% und dem jungen Alter unglaublich gut eingebunden.

Auf der Zunge ist er dreckig! Hier spürt man sein Alter deutlich. Er ist etwas scharf im Antritt und der Torfrauch ist deutlich präsenter als in der Nase. Zunächst beginnt er mit einer leichten Säure und geht dann schnell über zu gerösteten Nüssen. Junge Haselnüsse und mit der Zeit immer deutlicher ein starker, schwarzer Kaffee, welcher von kräftig gesalzenem und geräuchertem Fisch abgelöst wird. Mir kommen ölige alte Lappen in den Sinn, am Hafen neben einem Räucherofen. Etwas Wasser macht ihn cremiger auf der Zunge und der Rauch ist besser eingebunden und harmoniert hervorragend mit der Würze aus Nuss und Kaffee.

Finish: Dieser junge Glen Scotia hinterlässt einen erdigen, dunklen und salzigen Eindruck mit einer leicht medizinischen Note. Ich erinnere mich an einen sehr starken und bereits abgekühlten Salbeitee. Die würzige und phenolische Komponente bleibt noch lang erhalten.



"Das ist genau das, was ich von einem jungen Glen Scotia erwarte: Ölige Lappen, salziger, geräucherter Fisch und Phenol." 


Fazit: Ich bin überrascht wie sanft dieser Whisky in der Nase ist. Von stürmischer Jugend ist nicht viel zu spüren! Und der erste Teil des Namens „Sweet“ findet sich auf jedenfall in der Nase wieder. Die klebrige Süße, kombiniert mit dezenten Röstaromen und leicht maritimen Noten gefällt mir gut! Am Gaumen kommt dann der zweite Teil des Namens zum Vorschein - „Filth“. Das ist genau das, was ich von einem jungen Glen Scotia erwarte: Ölige Lappen, salziger, geräucherter Fisch und Phenol. Der Abgang ist nicht sehr komplex aber einprägsam und länger als erwartet. Ebenfalls dreckig, erdig und dunkel. Preislich lag dieser Glen Scotia bei 58 £ und war bereits nach wenigen Minuten am Outturn-Tag ausverkauft. Für einen nur 8 Jahre alten Glen Scotia ein stolzer Preis. Ist er das wert? Auf jeden Fall! Ich hatte ihn jetzt das zweite Mal im Glas und ich bin sehr froh ihn gekauft zu haben! Ich liebe süßen Dreck und blind hätte ich ihn vermutlich auf 12 Jahre geschätzt.

Whisky and Molecules