Penderyn, A Dream of Wales, Fairy Tales Series - 6 Jahre, Bourbon Cask & 7 Jahre, Oloroso Cask

Märchenhaftes aus Brühl

Neulich gab es wieder zwei neue Abfüllungen aus dem Brühler Whiskyhaus. Wo sonst die 'A Dream of Scotland' Abfüllungen zuhause sind, gibt es diesmal Träume aus Wales. Unter dem Titel 'A Dream of Wales' wurden nun 2 Whiskys der walisischen Brennerei Penderyn abgefüllt. Diesmal geht es märchenhaft zu, denn die Whiskys mit ihren genial gestalteten Etiketten wurden in Reihe der Fairy Tales Series abgefüllt. 

Hier trifft Schneeweißchen auf Rosenrot.

(c) Whisky and Molecules

Doch wenn es bei Whisky märchenhaft zugeht, hält die Freude in der Regel nicht lang: Innerhalb kürzester Zeit waren diese beiden Abfüllungen dann auch schon wieder ausverkauft, doch wie der Zufall (oder der flinke Finger) so will, hat es je eine Flasche der beiden Schwestern nach Dresden geschafft, die wir unter Freunden aufgeteilt haben. 

Als die beiden Schwestern angekündigt wurden, war mir sofort klar, dass diese beiden Whiskys hermüssen! Denn bei Penderyn habe ich bisher noch nichts falsch gemacht und in unserer kleinen Dresdner Whiskygruppe erfreut sich die walisische Brennerei immer größerer Beliebtheit. Einer der Gründe: der typische Brennereicharakter, welcher bei Penderyn sehr offensichtlich ist. Diese leichtflüchtigen, an Klebstoff erinnernden und oft intensiv fruchtigen Pfirsicharomen gefallen mir sehr! 

 

"Eine arme Witwe, die lebte einsam in einem Hüttchen, und vor dem Hüttchen war ein Garten, darin standen zwei Rosenbäumchen, davon trug das eine weiße, das andere rote Rosen; und sie hatte zwei Kinder, die glichen den beiden Rosenbäumchen, und das eine hieß Schneeweißchen, das andere Rosenrot."[1]



Im heutigen Artikel verkosten wir beide Abfüllungen gegeneinander und schauen was besser passt, Penderyn mit Bourbon- oder Sherryfassreifung. Los geht's! 


Penderyn, A Dream of Wales: 6 Jahre, Bourbon Cask & 7 Jahre, Oloroso Cask

 

Penderyn, 6 Jahre A Dream of Wales – Bourbon Cask „Schneeweißchen”

Whiskyfakten: Das Bourbonfass der wunderschön gestalteten Fairy Tales Series wurde im Jahr 2014 destilliert und 2020 nach 6 Jahren abgefüllt. Insgesamt wurden 364 Flaschen à 0.7 L in Fassstärke abgefüllt, diese betrug 54,9 vol.-%. Das Brühler Whiskyhaus füllte diesen Penderyn, wie alle seine Whiskys stets ungefärbt und ohne Kühlfiltrierung ab.  Preislich lag die Flasche für diesen 6-jährigen Penderyn aus Wales bei etwa 85 €. Farbe: Helles Strohgelb.

 

(c) Whisky and Molecules

 

In der Nase habe ich eine süßlich-ätherische Note von Eisbonbons sowie fruchtige Weingummis. Ich rieche intensiven Pfirsich, Mirabellen und ein Hauch grüne Banane, dazu Shortbread und Haferkekse mit Zitronenabrieb sowie eine ordentlichen Ladung Vanille. Der Alkohol ist trotz der hohen Fassstärke gut eingebunden und nicht aggressiv. 

Der Gaumen beginnt mit cremigen, wärmenden und ausfüllendem Mundgefühl. Der Whisky ist zunächst überraschend würzig und ich bemerke weiße Schokolade und rohen Butterkeksteig mit Vanille. Es folgen wieder fruchtige Weingummis, allem voran der typische Penderyn-Pfirsich. Mit etwas Zeit wird er deutlich kräftiger im Mund. Im Hintergrund offenbart sich eine leichte Kräuternote, welche an Thymian erinnert. Mit etwas Wasser treten die leichten, fruchtigen Aromen etwas besser hervor und es kommt eine dezente Bitterkeit dazu.

Der Abgang ist trocken und kurz bis mittellang. Nach einer anfänglichen Eichenwürze kommt plötzlich ein sehr intensiver Pfirsich und reife Mango zum Vorschein, ganz zum Schluss auch etwas Apfel- und Birnenschale. 

 

"Eisbonbons, Pfirsichgummis, Mirabellen und ein Hauch grüne Banane, dazu Shortbread und Haferkekse mit Zitronenabrieb sowie einer ordentlichen Ladung Vanille."

 

 

Penderyn, 7 Jahre A Dream of Wales – Oloroso Sherry Cask „Rosenrot”

Whiskyfakten: Das Oloroso Sherryfass der Fairy Tales Serie wurde im Jahr 2013 destilliert und 2020 nach 7 Jahren abgefüllt. Somit ist dieser Whisky ein Jahr älter als seine Schwester aus dem Bourbonfass. Insgesamt wurden 569 Flaschen à 0.7 L aus einem Butt mit einer Fassstärke von 56.7 vol.-% abgefüllt. Auch in diesem Fall wurde natürlich au Färbung und Kühlfiltration verzichtet. Preislich lag die Flasche für diesen 7-jährigen Penderyn aus Wales bei etwa 95 €. Farbe: Dunkles Kupfer.


(c) Whisky and Molecules

Die Nase ist süß säuerlich und typisch Penderyn, auch der Sherry vermag die für Penderyn typischen Aromen nicht zu überdecken. Zunächst rieche ich Lösungsmittel wie Aceton oder Ethylacetat und dazu reife, saftige Pfirsiche sowie dunkle Waldfruchtkonfitüre. Der Alkohol ist sehr kräftig und zum Teil stechend. Hier ist Vorsicht angesagt! Hinter der intensiven Frucht kommt der Einfluss des Olorosos zur Geltung und bringt Noten von Karamell, Nüssen und Schokolade mit. Mit Wasser wird er deutlich milder und die nussigen Schokoaromen wandeln sich in Datteln und einen milden Kaffee.

Am Gaumen bringt der Whisky zunächst einen nussigen und vom Holz betonten Antritt. Hier spürt man das Fass sofort: ein wunderbar intensiver Oloroso kombiniert mit einem fruchtigen Penderyn. Zunächst ist ein leicht säuerlicher Korb voll mit Wal- und Haselnüssen präsent. Der Whisky wird nach dem Antritt etwas schärfer und zur leichten Bitterkeit der Nüsse kommen rote, dunkle Waldbeeren und Rosinen hinzu. Das Mundgefühl wird langsam trockener und ich schmecke mit Schokolade ummantelte Kaffeebohnen. Wasser macht den Whisky deutlich cremiger und es kommen intensivere Kaffeearomen hinzu.

Der Abgang ist lang, trocken und adstringierend. Ahornsirup, Espresso und dunkle Schokolade geben den Ton an. Vor allem der Espresso bleibt lange erhalten und gibt ganz zum Schluss noch einmal etwas Platz an den fruchtigen Pfirsich ab. 

 

"Ein wunderbar intensiver Oloroso Sherry, kombiniert Aromen von dunklen Waldbeeren, Rosinen sowie einem cremigen Espresso."

 

Vergleich / Fazit: Beide verkosteten Whiskys besitzen die für die walisische Brennerei typischen Aromen. Immer wieder dabei: diese typische Pfirsichnote, welche ich bisher bei jeder Penderyn Abfüllung hatte und mich oft an die Pfirsichgummis von Haribo erinnert. Genau das, was ich an Penderyn so liebe! Dennoch sind beide Whiskys komplett unterschiedlich und ein perfektes Beispiel für den Vergleich einer Bourbon- mit Sherryreifung. 

Beim Bourbonfass begeistert hat mich diese interessante Note nach Eisbonbons, welche ich zuvor noch nie bei einem Whisky wahrgenommen habe. Der Oloroso besticht mit intensiv beerigen Aromen und die für Oloroso-Sherrys typische Nussigkeit. Doch bei beiden Abfüllungen muss ich zugeben, dass mir der Gaumen etwas besser gefällt als die Nase. Dies ist vor allem beim Bourbon Cask der Fall. Die Nase ist toll und frisch fruchtig, doch der Gaumen hatte diesen seltenen Wow-Effekt. 

Beide Whiskys sind wirklich toll und ich tu' mich schwer damit einen Sieger auszumachen. Doch meiner Meinung nach liegt das Oloroso Cask insgesamt ganz leicht vorne. Die Espressonoten kombiniert mit dunklen Beeren und der dezenten Bitterkeit erzeugen einen tollen, komplexen Whisky. Vor allem durch die Zugabe von etwas Wasser wird die Abfüllung aus dem Sherryfass zum ganz großen Kino. Wahnsinn, was Marco Bonn und sein Team vom Brühler Whiskyhaus hier abfüllen lassen hat. Diese beiden Whiskys machen unheimlich viel Spaß, einzeln aber vor allem nebeneinander!
Penderyn ist und bleibt eine tolle Brennerei, bei welcher ich immer wieder sage: Ein kleiner Geheimtipp! 

 

Andere bereits verkostete Penderyn Abfüllungen:  

 Welsh Giant in the Jamaican Blue Mountains – SMWS 128.11

 

Slàinte!  


Whisky and Molecules


(c) Whisky and Molecules

[1] Auszug; Ein Märchen der Brüder Grimm