Mannochmore, 22 Jahre, Gordon and MacPhail – First Refill Sherry Butt

Unter dem Radar

Es gibt schottische Brennereien, welche man normalerweise gar nicht auf dem Schirm hat. Läuft man in einem Laden an Whiskys dieser Brennereien vorbei, nimmt man sie zwar wahr, doch vergisst innerhalb weniger Sekunden, dass es sie gibt. Sie bleiben unter dem Radar. 

Eine dieser Brennereien ist für mich die Speyside-Distillery Mannochmore. Ich hatte noch nie einen Whisky von Mannochmore im Glas. Ich habe zwar schon öfters den Namen auf Messen oder in Whiskyshops gelesen, doch probiert? Noch nie! Das soll sich nun mit einer 22 Jahre alten Abfüllung ändern. Abgefüllt wurde sie vom beliebten unabhängigen Abfüller Gordon & MacPhail, welcher seine Whiskys stets in seinen eigenen, hochwertigen Fässern reifen lässt. Die Rahmendaten klangen vielversprechend, deshalb habe ich mir bei einer Flaschenteilung ein Sample in der Originalflasche bestellt - Vielen Dank dafür an Thomas und Sandra von Whisky Südholstein. (Ich glaube ich spreche da nicht nur für mich, wenn ich sage: Wir vermissen eure Flaschenteilungen!)

Mannochmore, 22 Jahre, Gordon and MacPhail – First Refill Sherry Butt

Fakten: Diese Einzelfassabfüllung der in der Speyside beheimateten Brennerei Mannochmore wurde im Jahr 1997 destilliert und am 12. Februar 2020 mit einem Alter von 22 Jahren abgefüllt. Der Whisky lagerte in einem First Refill Sherry Butt mit der Nummer 12098 und wurde in Fassstärke mit 55,8 vol.-% abgefüllt. Natürlich ungefärbt und nicht kühlfiltriert und mit einer Auflage von 490 Flaschen wurde dieser Whisky in der Connoisseurs Choice Reihe von Gordon & MacPhail auf den Markt gebracht. In Deutschland ist dieser unabhängig abgefüllte Mannochmore für etwa 170 € pro 0.7 L zu finden. Farbe: dunkles Gold bis helles Kupfer.


In der Nase habe ich in Rum eingelegte Rosinen, einen Schoko-Kirsch-Kuchen mit dunkler Schokolade und frisch gepressten Orangensaft. Im Hintergrund warten orientalisch-weihnachtliche Gewürze wie Muskat und Zimt sowie ein lieblicher Veilchenduft. Obwohl der Alkohol gut eingebunden ist, besitzt der Whisky eine prickelnde Schärfe. Die Zugabe von etwas Wasser bringt die floralen Noten etwas stärker hervor und statt der Schokolade habe ich nun einen Espresso vor mir.  

Am Gaumen offenbart sich ein süßer, flüssiger Lebkuchen. Der Alkohol ist zunächst weich und der Whisky hat ein ausfüllendes, warmes Mundgefühl. Ich schmecke dunkle Schokolade mit etwas Vanille, Zimt und Anis. Verdünnt wird es fruchtiger: Reife Aprikosen und eingeweckte Birnen mit Nelken treten in den Vordergrund. Würzige Aromen von der Eiche sowie ein leicht adstringierendes Mundgefühl kommt durch das Wasser besser zur Geltung.

Der Abgang ist lang, wärmend und intensiv würzig. Dunkle Schokolade, würzige Eiche und ein Hauch Zimt erhalten das Bild von Lebkuchen aufrecht.

„Auf der Zunge habe ich einen flüssigen Lebkuchen, dunkle Schokolade mit Zimt und Anis, dazu reife Pflaumen, Rosinen und Orange.“

Fazit: Mein erster Mannochmore hat mir sehr gut gefallen. Das Sherry Fass hat intensiv gearbeitet, dennoch ist er nicht vom Sherry überlagert. Das reife Alter von 22 Jahren bringt einen wunderbar komplexen Körper zu Tage, welcher mit würzigen und fruchtigen Aromen überzeugt. Ich habe jederzeit das Gefühl Pulsnitzer Lebkuchen vor mir zu haben. Etwas Wasser kann er gut vertragen, davon profitiert vor allem der Gaumen und offenbart einen tollen Früchtemix aus Aprikosen und Birnen. Der Abgang ist lang und der Lebkuchen scheint nicht enden zu wollen. Ein toller, komplexer Single Malt aus dem Sherry Fass - bei dem Preis sicher nix für jeden Abend, auf jeden Fall aber eine Flasche, welche man für besondere Momente im Schrank haben kann.


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