After the Sugar Rush - SMWS 35.260
Endlich habe ich es mal wieder geschafft einen
Whisky der Scotch Malt Whisky Society zu verkosten und ein paar Tasting Notes
für meinen Blog zu verfassen. Ich freue mich sehr, dass dieser Whisky auch noch aus einer meiner Lieblingsbrennereien kommt.
Süß, Süßer - Glen Moray!
Unsere Reise führt uns diesmal in die Speyside
und dort zu der Brennerei, welche die SMWS mit der Nummer 35 codiert. Die Rede
ist von Glen Moray. Eine Destille, welche mich schon seit Anfang meiner
Whiskyleidenschaft an begeistert.
Allerdings stellte ich fest, dass ich mit vielen
Glen Moray Abfüllungen am Anfang nicht wirklich klarkomme. Der erste Dram einer
frisch entkorkten Flasche hat mich bei dieser Brennerei selten begeistert
manchmal sogar fast etwas enttäuscht. Nach dem zweiten oder dritten Dram
jedoch, entwickeln sie sich jedes Mal mit einer ungeahnten Komplexität zu
meinen Lieblingswhiskys. Meiner Meinung nach, sollte man Whiskys nie nach nur
einem Dram oder gar einem Schluck beurteilen. Gefällt ein Whisky nicht auf Anhieb, gib ihm etwas Zeit
und probiere ihn an einem anderen Tag nochmal. Ob sich nun der Whisky entwickelt,
oder man ihn in einer anderen Tagesverfassung einfach anders wahrnimmt, sei
dahingestellt. Lernt einen neuen Whisky kennen, setzt euch mit ihm auseinander.
Versucht ihn zu verstehen. Er kann euch auf eine spannende Reise mitnehmen –
wie dieser von der SMWS abgefüllte, 18-jährige Glen Moray.
After the Sugar Rush, 18 Jahre, SMWS 35.260
Mit der SMWS Abfüllung Nr. 35.260 wurde nun bereits
das 260. Fass dieser Brennerei von der Society abgefüllt. Man entschied sich
für den Namen "After the Sugar Rush" - was schon eine gewisse
Geschmacksrichtung erahnen lässt. Insgesamt wurden 192 Flaschen aus einem 1st
Fill Ex Bourbon Fass abgefüllt. Mit 57,7 vol.-% wurde dieser Whisky ungefärbt
und in Fassstärke abgefüllt. Unverfälschter Whiskygenuss. Eben typisch Scotch
Malt Whisky Society. Eingeordnet wird er in der Geschmacksrichtung: „Juicy, oak
and vanilla“.
In der Nase hat
man sofort Zuckerwatte und einen sauren Apfel-Lollipop. Schnell kommen weitere Aromen
hinzu: allerlei kandierte Früchte mit sehr süßer Vanillesoße, eine ganz feine
Würze von fein geschnittenem Oregano und Shortbread mit weißer Schokolade. Der
Alkohol ist deutlich aber in keinem Moment störend.
Gibt man großzügig Wasser hinzu, explodiert die
Frucht und die Süße geht etwas in den Hintergrund. Grüne saftige Äpfel, frisch
aufgeschnittene Zitrone und reife, goldene Kiwis bringen eine unglaubliche
Spritzigkeit und Frische.
Am Gaumen hat er
mich sehr positiv überrascht. Da steckt ordentlich was drin: Eine deutlich
florale Noten mit ganz viel Süße bemerke ich zuerst. Kandierte Veilchenblüten,
ein stark gesüßter Jasmintee und direkt danach mediterrane Kräuter und Gewürze:
Zitronenverbene, Kardamom und frisch gehobelter Majoran. Trotz seiner 57,7
vol.-% finde ich den Alkohol auf der Zunge zwar kräftig, aber dennoch elegant
eingebunden. Gibt man ihm dennoch Wasser, wird er cremig weich und die
Zitrusnote kommt, neben den floralen Noten noch etwas in den Vordergrund.
Der Abgang beginnt noch einmal
süß-fruchtig mit Zitronen-Bonbons. Er ist leicht adstringierend und wärmend mit
einem Hauch von Grapefruit- und Apfelschale, sowie Pfeffer und würzige
Eiche.
"Allerlei kandierte Früchte mit sehr süßer Vanillesoße, eine ganz feine Würze von fein geschnittenem Oregano und Shortbread mit weißer Schokolade."
Fazit: Das ist
ein Glen Moray wie ich ihn liebe. Er überzeugt nicht direkt beim ersten Mal. Probiert
man ihn aber öfters, lernt man ihn zu verstehen und zu lieben. Dieser
Blick „hinter die Kulisse“ bringt immer neue Aromen hervor. Die Abwechslung von
fruchtiger Nase und eher floralen Noten auf der Zunge gefällt mir sehr gut.
Über all diesen sich abwechselnden Aromen, liegt eine kräftige Süße, welche von
der Nase über die Zunge bis zum Abgang vorhanden bleibt und dem Namen „After
the Sugar Rush“ definitiv bestätigt. Trotz seiner hohen Fassstärke ist er sehr
gut trinkbar. Gibt man ihm aber Wasser, dann explodiert eine Fruchtbombe im
Glas.
Preislich lag dieser Glen Moray bei 85 £ und ist im Shop der SMWS mittlerweile ausverkauft. Für einen 18-jährigen Glen Moray ein
durchaus normaler Preis. Mein letzter Glen Moray als Einzelfassabfüllung lag
mit 12 Jahren, ebenfalls aus einem ehemaligen Bourbon Fass, bei etwa 70 €. Da finde ich den Preis von 85 £ durchaus fair und das Trinkerlebnis rechtfertigt den
Preis auf alle Fälle.
Whisky and Molecules