Ledaig, 21 Jahre, Douglas Laing Old Particular

Single Malt Whisky von der Isle of Mull

Seit ich vor etwa einem Jahr zu Gast bei Chantalle Seidler bei einem Tobermory-Tasting* war, bin ich großer Fan von der einzigen Brennerei auf der Isle of Mull. Vor allem ihre rauchigen Abfüllungen unter dem Namen Ledaig gefallen mir ausgesprochen gut und sie können, meiner Meinung nach, durchaus mit ihren Brüdern von der benachbarten Insel Islay mithalten. Die Preise gehen allerdings auch hier steil nach oben, im Vergleich jedoch zu gleichaltrigen Islay Abfüllungen, sind die von der Tobermory-Brennerei im Moment noch etwas günstiger. Gelagert wird der Whisky zum Teil sogar auf Islay. Da die Lagerhäuser der Brennerei nicht genügend Kapazitäten aufweisen, verbringt der Whisky nur kurze Zeit auf der Isle of Mull und wird recht schnell in die Warehouses anderer Brennereien, wie Bunnahabhain oder Deanston, gebracht.

(c) Whisky and Molecules

Die Raucharomen von Ledaig Whiskys werden oft mit Assoziationen von Kompost oder Kuhstall in Verbindung gebracht. Ich persönlich finde der Rauch hat eine ganz leicht säuerliche Note, welche ich sehr mag. Einen tatsächlich nach Kuhstall riechenden Ledaig hatte ich noch nicht im Glas, aber ich kann verstehen, dass diese spezielle und etwas aufdringliche Rauchnote nicht jedem von vornherein gefällt. Hat man ihn allerdings etwas besser kennengelernt, schaut man etwas hinter die "Kuhstall"-Kulisse und findet in diesen Whiskys eine sehr leckere und kräftig rauchige Alternative zu den typischen Vertretern von benachbarten Inseln. Ich bin gespannt wie sich dieser Rauch während seiner 21 Jahre langen Lagerung in einem Refill Hogshead entwickelt hat.

Ledaig, 21 Jahre, Douglas Laing Old Particular


Der Whisky den ich euch heute vorstellen möchte, wurde von Douglas Laing in der Old Particular Reihe abgefüllt. Ganze 21 Jahre verbrachte dieser Ledaig in einem Refill Hogshead. Ungefärbt und ohne Kühlfiltration wurde er in Natural Cask Strength von 49,6 vol.-% auf 256 Flaschen aufgeteilt. Er hat eine wunderschön schimmernde, dunkel goldgelbe Färbung.
 
(c) Whisky and Molecules
In der Nase hält dieser Ledaig zahlreiche Erinnerungen an einen Grillabend am Strand für mich bereit. Der Duft von rauchender Holzkohle, noch heiße Rippchen in süß-fruchtiger Marinade aus Maracujamark und süßem Paprika – frisch aus dem Smoker. Im Hintergrund wartet der Geruch der See: Seetang, salzige und leicht metallische Seeluft, etwas nasses Holz und diese typischen, leicht säuerlichen Ledaig-Raucharomen. Es fehlen nur noch die Schreie der Möwen über einem, dann wäre dieses Bild perfekt.

Im Mund geht er wunderbar auf. Nach wenigen Tropfen Wasser, liegt er weich und cremig auf der Zunge. Der Rauch ist kräftig und immer präsent. Über Holzkohle gegrillter Bacon und geschmorte Rippchen mit Wildkräutern und buntem Pfeffer bringen auch hier einen BBQ-Grillabend am Meer auf die Leinwand. Als Beilage zum gegrillten Fleisch gibt es Oliven und Laugenbrezeln. Ein Dessert von salzigem Karamell und etwas Schokolade runden den Grillabend perfekt ab.

Im Abgang erinnert mich die Rauchnote zunächst an koreanischen Roasted-Rice Tea (Ein Aufguss von grünem Tee, gerösteten Reiskörnern und etwas Matcha.). Nach einem tiefen Atemzug neben einem rauchenden Lagerfeuer, kommen Oliven auf einem alten, trockenen Holzbrett sowie hauchdünn gehobelte Ingwerscheiben dazu. Der Rauch und die Oliven bleiben sehr lang erhalten und kehren immer wieder mit einer Prise Salz zurück.


"Dieser Ledaig vermittelt das Bild von einem Grillabend am Strand mit fruchtig marinierten Rippchen, Laugenbrezeln, Oliven, salzigem Karamell sowie einem Ausklang an einem rauchenden Lagerfeuer."


(c) Whisky and Molecules

Fazit: Dieser Whisky ist genau so, wie ich ihn mir erhofft hatte.
Die starken, kräftigen Raucharomen des Ledaigs werden durch die lange Lagerung super eingebunden und wirken weder aufgesetzt noch aggressiv aber dennoch kräftig und sind stets präsent. Leicht süß, fruchtige und herzhaft, maritime Noten vermitteln den Eindruck von frisch geschmortem Fleisch, süßer Marinade gepaart mit Seeluft und einer ordentlichen Prise Salz. Der Alkohol ist jederzeit hervorragend eingebunden der Whisky hat ein sanftes, cremiges Mundgefühl. Für 155 € pro 0.7 L ist dieser Whisky sicher nicht günstig, aber kommt im Vergleich mit seinen gleichaltrigen Kollegen von der Insel Islay doch sehr gut weg. Eine Einzelfass-Abfüllung in Fassstärke und mit 21 Jahren von einem rauchigen Whisky bekommt man selten für weniger und dieser Whisky ist meiner Meinung nach jeden Cent wert!

Whisky and Molecules




(c) Whisky and Molecules




Anmerkung:
* Das oben genannte Tasting fand während einer Stadtrundfahrt durch Dresden, in einer alten Straßenbahn statt. Traumhaft schön! Wer einmal die Möglichkeit in der Whisky Tram in Dresden eine Verkostung zu buchen: tut es! Es ist ein wirklich unvergesslich schönes Erlebnis!