Marder Whisky - 8 Jahre, Peated Single Cask

Am 27. Juni dieses Jahres wird der Tag des deutschen Whiskys gefeiert. Dazu aufgerufen hat der Verband deutscher Whiskybrenner e.V. (VDW) - an diesem Tag präsentieren 41 verschiedene deutsche Brennereien ihre Whisky Schöpfungen und laden zu spannenden Aktionen und Veranstaltungen ein.

Passend dazu präsentiere ich heute einen Malt aus einer der Brennereien, welche im VDW zuhause sind. Einen 8-jährigen Single Malt aus dem Hause Marder Edelbrände. Außerdem handelt es sich hier auch um eine Single Cask-Abfüllung, welche in einem ehemaligen Fass einer nicht näher genannten Islay-Brennerei reifen durfte. Für ganze 8 Jahre.
Also deutscher Whisky aus einem schottischen Fass. Warum eigentlich nicht? Die Schotten bedienen sich ja auch ehemaliger Bourbonfässer aus Amerika. Nette Idee.

Die Brennerei Marder Edelbrände ist im Südschwarzwald, genauer in Albbruck-Unteralpfen zuhause. Als Familienbetrieb in der dritten Generation destillieren sie bereits seit 1953. Neben zahlreicher Obstbrände, Liköre und Geister wird auch Wodka, Gin, Rum und eben auch Whisky hergestellt.
Noch hatte ich keinen Brand der Brennerei Marder Edelbrände im Glas. Das ändert sich nun.

Und um es ein bisschen vorweg zu nehmen: Diese Abfüllung ist wirklich einsame Spitze. Dass ich das noch über einen deutschen Whisky sagen darf. Mit seinen 8 Jahren kann er mit manch älteren Schotten gut mithalten.

Marder Distillery – Black Forest Reserve ‘Islay Single Cask’, 8 Jahre


Bei diesem Whisky handelt es sich um eine Single Malt Einzelfassabfüllung welche in Fassstärke auf insgesamt 334 Flaschen à 500 mL abgefüllt wurde. Er besitzt 47,7 vol.-%, was nach ‚nur‘ 8-jähriger Reifung auf einen hohen Angelshare deutet. Leider habe ich keine Informationen darüber wie sie ihre Fässer lagern oder mit wieviel vol.-% der Getreidebrand ins Fass kommt. Aber bei dem recht niedrigen Alkoholgehalt, scheinen die Engel reichlich Durst gehabt zu haben.

Die Brennerei Marder Edelbrände bringt den Whisky so unverfälscht wie möglich in die Flasche. Weder färbt sie den Whisky, noch filtriert sie ihn. 
(Kleine Randnotiz: In einer kleinen Sample-Flasche ihrer 3-jährigen Standardabfüllung lassen sich sogar kleine Fasskrümel entdecken.)

Bereits beim Öffnen der Flasche kommt mir ein dezenter süßlicher Rauch entgegen - „with a hint of peat“ ist auf dem Etikett angegeben. Da verspricht er nicht zu wenig.
Was mich persönlich etwas stört ist der Kunstkorken. Vor allem wenn gänzlich natürlich - ungefärbt und unfiltriert abgefüllt wird, sollte man meiner Meinung nach auch einen natürlichen Korken nutzen. Aber das ist wohl Geschmacks- bzw. Ansichtssache und in Deutschland (leider) Gang und Gebe.


In der Nase hat man zunächst einen milden, aber deutlichen Islay-Rauch. Lässt man ihn etwas stehen offenbaren sich dahinter wunderbar hellfruchtige Aromen von gelben Äpfeln, Maracuja, reifen Weintrauben und einer frisch geöffneten Haribo Colorado Packung. Dazu gibt es Vanillekipferl und eine wunderbare Süße. Der Alkohol ist in der Nase quasi nicht vorhanden.

Im Mund hat er zunächst eine milde, angenehme Säure und der Alkohol legt sich wunderbar cremig über die Zunge. Schnell zeigt er auch am Gaumen seine fruchtige aber auch etwas würzige Seite bevor dann auch hier der Islay Rauch deutlich spürbar ist. Als erstes habe ich an etwas zu stark gegrillte Honigmelone gedacht.

Im Abgang hat er eine ganz leichte Bitterkeit, erinnert ein bisschen an junge Walnüsse. Er bleibt mittellang und geht mit einer fast schon mediterranen Würze und etwas kaltem Rauch zu Ende.

Fazit: Ich hätte ihn in einer Blindverkostung fast nach Islay eingeordnet. Insgesamt ein sehr runder und harmonischer Whisky für seine 8 Jahre, der Alkohol ist gut eingebunden und die milde Fassstärke tut ihm ausgesprochen gut. Er wirkt deutlich älter. So macht deutscher Whisky Spaß! er ist vielschichtig und nie langweilig. Schönes Wechselspiel zwischen leckeren hellen Früchten, dem milden Rauch und der Würze im Mund.

Sehr solide, gut trinkbar und die Abfüllung als Einzelfass in Fassstärke macht die ganze Sache doch sehr sympathisch. Die Holzbox in welcher der Whisky verpackt wird ist sehr elegant und macht echt was her. Im Vergleich mit anderen deutschen Whiskys ist der Preis von 68 € / 0.5 L auch gutes Mittelmaß.
Mich haben sie komplett überzeugt und ich bin sehr gespannt auf die nächste Single Cask Abfüllung aus dem Hause Marder.

Da ich bis heute nicht allzu viele deutsche Whiskys verkostet habe, mag es vielleicht etwas vorschnell sein, aber diese Abfüllung ist die beste deutsche Abfüllung, welche ich bisher im Glas hatte.

Ich wünsche den deutschen Brennereien einen schönen und erfolgreichen Tag des deutschen Whiskys 2020.

Whisky and Molecules