Lagerkorn 12 - Sasse Feinbrennerei

Heute gibt es Teil Zwei der Reihe, in welchem ich Produkte deutscher Brennereien vorstelle. Diesmal geht es um einen fassgelagerten Getreidebrand.

Lagerkorn 12 von der Feinbrennerei Sasse

Von einem Freund habe ich kürzlich ein Sample geschenkt bekommen. Eine kleine Flasche eines 12 Jahre alten Kornbrands aus dem westlichen Münsterland. Die Feinbrennerei Sasse destilliert dort bereits seit über 300 Jahren. Wenn man sich ein bisschen mit der Brennerei beschäftigt, dann merkt man gleich, hier wird viel Wert auf Tradition und Originalität gelegt.

Vor mir stehen habe ich nun ein Sample des Lagerkorn 12  - "German handcrafted whisky" - 4 cL mit 40 vol.-%. Für die Herstellung dieses Korns, wird geschältes Emmer-Urgetreide verwendet, welcher auch liebevoll "Der Weizen der römischen Kaiser" genannt wird.[1] Eine etwas unbekannte und alte Getreidesorte. Für den Lagerkorn 12 wird die Maische in über 100 Jahre alten Kupfer-Brennblasen gebrannt und anschließend für 12 Jahre in Fässern aus amerikanischer Eiche gelagert.[2]
Ob nun Whisky oder Korn, darüber mag man streiten. Aber ich habe den Eindruck hier wollen sie auch gar nicht wirklich auf den Zug mit aufspringen und abermals versuchen die Schotten zu kopieren. Sie stellen Korn her. Lagerkorn. Das machen sie schon lange. Das scheinen sie zu können. Bisher kam ich leider noch nicht in den Genuss einen Brand von der Feinbrennerei Sasse zu kosten. Aber alles was ich bisher gehört habe, war schlichtweg positiv! An dieser Stelle Danke an Hannes für das Sample!


Bei deutschem Whisky bin ich meist etwas voreingenommen. Oft haben diese Getreidebrände wenig mit dem schottischen Original zu tun. Wenn sie auch nicht immer schlecht sind, haben sie doch meist einen eher deutschen Charakter, der nicht immer zum Whisky passt. Obstler, Geiste und Korn können wir. Aber beim Whisky greife ich dann doch lieber zu den Schotten.
Da man ja aber auch über den Tellerrand hinausschauen soll, koste ich den Lagerkorn und werde mich selbst davon überzeugen ob er nun eine ernstzunehmende Alternative zum schottischen Whiskys darstellt oder eben doch "nur" ein deutscher Kornbrand ist. 


Die Farbe des Lagerkorns ist ein dunkles goldgeld, fast schon etwas orange. Die Farbe ist echt, der Whisky ist also nicht gefärbt und wird "soft filtered only" abgefüllt.


In der Nase hat man sofort eine kräftige und süße Vanille und Getreide-Noten. Nach und nach kommen immer mehr Bratapfel, roher Teig und etwas Kakao und Karamell hinzu. Bisher gefällt er mir wirklich gut. Die Nase ist vielschichtig und erinnert mich etwas an Bourbon. Das kommt sicher auch von den neuen Fässern aus amerikanischer Eiche. Durch die 40 vol.-% merkt man natürlich nichts störendes vom Alkohol. 

Im Mund ist er zunächst sehr weich. Könnte etwas knackiger sein. Deutlich ist gerösteter Kakao zu schmecken, aber auch hier wieder die Vanille und etwas Getreide. Dazu dezente Gewürz-Noten: Nelken und Muskat. Alles sehr stimmig, allerdings hätten ihm meiner Meinung nach 46 oder auch ein paar mehr Prozente besser gestanden. 

Zum Abgang kommt dann der Bratapfel aus der Nase nochmal hinzu und bleibt mit dem Kakao und der Eiche nocht recht lang erhalten. Das Ende ist toll und unterstreicht nochmal den gesamten Charakter. 

Fazit: Lecker! Definitiv ein gutes Produkt und ich werd' die Brennerei im Auge behalten. Vielleicht klappt es ja nach der Corona-Zeit mit einem Besuch. Sicherlich merkt man, vielleicht auch nur weil ich es weiß, dass hier kein Schotte im Glas liegt. Aber man sollte ihn auf jeden Fall probiert haben!
Ich hoffe, bald kommt auch noch etwas stärkeres auf den Markt. Ein 12 Jähriger aus einem interessanten Fass und das in Fassstärke - würde ich blind kaufen! 

Bis dahin - bleibt Gesund!

Whisky & Molecules



Referenzen:
[1] https://initiative-urgetreide.de/urgetreide-sorten/emmer/

[2] http://www.sassekorn.de/de/die-feinbrennerei/feinbrennerei108/