Edradour, 10 Jahre, Straight from the Cask Nr. 42
Heute geht es
um diese Abfüllung von Edradour aus der Straight from the Cask Reihe.
Einzelfass, ungefärbt und nicht nur nichtkühlfiltriert, sondern so viel
ich weiß, gar nicht filtriert. Also wirklich straight from the cask. Mit
57,2 % wurde dieses Fass (die Nr. 42) nach 10 Jahren abgefüllt.
Und wenn man sich die Farbe anschaut weiß man eigentlich auch gleich was einen erwartet.
In
der Nase merkt man natürlich deutlich die 57% Ethanol danach nimmt man
Noten von dunklem Rum und Pflaumenmuß wahr. Außerdem etwas Rosinen und
leichte Vanille und Gewürz Aromen, wirkt sehr passend zur Jahreszeit.
Durch
die Zugabe von etwas Wasser wird die Nase noch komplexer. Es kommen
frisch ausgepresste, reife Blutorangen und deutliche Fudge und Karamell
Noten dazu. Dafür tritt die Pflaume etwas in den Hintergrund.
Im
Mund setzt als erstes ein starker Hieb vom Alkohol ein. Die 57,2% spürt
man auch jetzt. Danach kommen Aromen von dunkler Schokolade zusammen
mit Pflaumen, reifen Sauerkirschen und etwas Pfeffer.
Mit etwas
Wasser wird er sehr viel angenehmer im Mund. Jetzt schmeckt man die
Sauerkirsche deutlicher, die Kakaonoten werden weniger, dafür umsonst
mehr Kaffee.
Wie zu erwarten: ein starker Abgang! Kaffee, etwas
Kakao und deutlich Eichenholz beenden die Sache und bleiben sehr lang.
Ganz zum Schluss nochmal ganz wenig Frucht. Klasse.
Bezahlt habe
ich 72,90 € für 500mL. Ich finde er ist es auf jeden Fall wert.
Wahrlich eine Sherrybombe. Farblich der Hammer. Vor allem die Karamell,
Kaffee und Kirsch Aromen nach der Wasserzugabe fand ich klasse - und das
schier endlose Finish. Tolles Fass!
Die Aromen im Sherry (oder generell von Weinen) teilt man in 3 Kategorien ein.
Primäraromen (auch Sortenaroma)
- sind Aromen direkt aus den Früchten. Hier sind neben den Fruchtsäuren vorallem die Ester zu nennen (besonders Anthranilsäuremethylester - dieser kommt natürlich ebenfalls in Kakao, Kaffee, Grapefruit, Jasmin und Zitrusfrüchten vor). Außerdem sind die Anthocyane und Flavone wichtige Verbindungen, welche
neben Geschmack vor allem auch für die Farbe verantwortlich sind.
Dann gibt es die sogenannten Sekundäraromen - Sie entstehen durch die
Gärung, weshalb sie auch Gärungsaromen genannt werden. Hefen, Milchsäure- und Essigbakterien stellen neben Ethanol,
Milch- und Essigsäure auch eine Menge anderer Stoffe her. Währenddessen
entstehen aus oxidierten Alkoholen die Ester mit vielfältigen
Fruchtaromen. Besonders bei Sherry werden durch die oxidative Reifung
sehr viel an verschiedenen Geschmacksstoffen (v.a. Säuren und Ester) gebildet.
Die letzten sind die Tertiäraromen (oder auch Reifearomen). Meist aromatische Verbindungen wie Vanillin,
Syringaldehyd, Guajacol, Acetovanillon und viele andere. Diese stammen
aus dem Holz, speziell aus dem Lignin und gehen während der Lagerung im Fass in den Sherry (und später auch in den Whisky) über. Lignin ist neben Cellulose ein
Hauptbestandteil von Holz. Wird das Fass beim Böttcher von innen
geflammt kommt es zu einer Vielzahl von Bindungsspaltungen im Lignin,
wodurch die oben genannten Verbindungen wie z.B. Vanillin entstehen. Sie besitzen
Geruch und Geschmack nach Vanille, dunklen Beeren, Holz, z.T. zeigen sie
auch medizinische Noten oder Noten von Kaffee und Kakao.
Auch aus
dem Holz kommen Extraktstoffe wie zum Beispiel verschiedene Tannine und
das Quercuslacton - auch Whiskylacton genannt. Es hat ein holziges Aroma
und erinnert leicht an Kokos.
Eine Mischung all dieser
Verbindungen (Primär-, Sekundär- und Tertiäraromen) befindet sich in der
äußeren Schicht der Fassinnenwand und geht während der Lagerung von
Whisky in ehemaligen Sherryfässern diesen über. Anbei findet ihr eine kurze Zusammenfassung inkl. der Strukturformeln einiger genannter Verbindungen.