Tormore, 13 Jahre, Gordon & MacPhail Discovery

Tormore, 13 Jahre, Gordon & MacPhail Discovery

Der erste Whisky über den ich ein paar Worte verlieren möchte, ist ein Tormore von Gordon&MacPhail. Ein exotisch fruchtiger Zeitgenosse.

Aromen von exotischen Früchten wie zum Beispiel von Ananas, Bananen, Pfirsichen und Äpfeln stammen vorwiegend von Estern, welche bei der Vergärung und Lagerung entstehen. Säuren und Alkohole reagieren miteinander und bilden diese fruchtigen, aromatisch duftenden Moleküle. Oft sind die Ausgangsverbindungen wie zum Beispiel Essigsäure oder Amylalkohol nicht wohlschmeckend bis ungenießbar und gelten als Fehlaromen. Während der Gärung und Lagerung kommt es dazu, dass Säure und Alkohol miteinander reagieren und Ester bilden. Bereits geringe Mengen dieser Ester reichen aus, dass wir ihn und die typischen Fruchtaromen wahrnehmen.

3 wichtige Vertreter, welche auch im Whisky zu finden sind [1]:

a) Essigsäure-isoamyl-ester mit dem Aroma von reifen Bananen
b) Essigsäure-hexyl-ester mit dem Aroma von Äpfeln und Birnen
c) Caprinsäure-ethyl-ester mit dem Aroma von Melonen und Ananas

Diese Ester werden einerseits synthetisch hergestellt und werden in der Nahrungsmittel- und Kosmetik Industrie als Aromen eingesetzt. Andererseits kommen sie auch rein natürlich in den jeweiligen Früchten vor.

Nun zurück zum eigentlichen Whisky:

13 Jahre ist er alt und wurde in einem ehemaligen Bourbonfass gelagert. Dieser Tormore kam mit 43 vol.-% in die Flasche. Eigentlich trinke ich ja eher Fassstärken, weshalb ich mir erstmal ein Sample bestellt hatte, welches ich mit einem Freund teilte.

In der Nase: sehr fruchtig, exotisch und sehr weich. Deutliche Aromen von frisch aufgeschnittener Ananas dazu Pfirsich, sehr süße Vanille und etwas grüne Birne.

Im Mund: Zunächst ist er sehr frisch - die Prozente finde ich wirklich passend. Zitrone und Limetten sind deutlich zu schmecken. Langsam kommen immer mehr Apfelaromen mit durch. Mit dem Apfel kommen auch etwas Kräuter Noten (Vielleicht Rosmarin?), diese verschwinden aber recht schnell wieder.
Wirklich lang bleibt er am Ende nicht. Einzig der Apfel ist noch ein Stück da. Und etwas Eiche. Aber das ganze wirkt ziemlich rund und passend zu dem weichen und frischen Charakter.

Noten oder Punktzahlen werde ich generell keine vergeben, aber ich mag ihn sehr. Für 45-50 € bekommt man hier einen guten Vetreter eines Bourbonfasses aus der Speyside. Der passt auf jeden Fall sehr gut in die Idee der Discovery Range hinein.

Ich habe mir nach dem Sample noch eine Flasche gekauft und baue ihn in die nächste Verkostung bei uns mit ein. Gekauft habe ich ihn bei Thomas von Whisky Südholstein. Es gibt diesen Tormore auch noch in recht vielen Shops.
Für die Notes habe ich ihn, wie ihr auf den Bildern seht, aus dem The Nose von SimpleSample verkostet. Sehr schönes Glas und perfekt für das Nosing. Aus einem Glencairn kommen die exotischen Früchte bei diesem Whisky nicht ganz so in den Vordergrund.

Ein kleiner Ausblick: Als nächstes kommt ein Beitrag über ein Sherryfass und im Anschluss dazu, werde ich beide mittels Headspace SPME GCMS untersuchen. Dabei untersucht man die Moleküle in der Gasphase und kann diese identifizieren. Sozusagen unsere "Nase" im Labor. Seid gespannt!

Referenz:
[1] Câmara et al., Journal of Chromatography A "Comparative study of the whisky aroma profile based on headspace solidphase microextraction using different fibre coatings", 1150 (2007) 198–207.