Secret Orkney, 10 Jahre, The Cooper’s Choice - Imperial Milk Stout Finish

Beer meets Whisky

In letzter Zeit habe ich einige Samples von Whisky aus ehemaligen Bierfässern probiert. Beide Getränke werden aus Wasser und Malz hergestellt und sind somit eng miteinander verbunden. Bier und Whisky gibt es in zahlreichen Facetten und können mich geschmacklich beide auf ihre unterschiedliche Art sehr begeistern. Bierfass-Finishs jedoch befinden sich bei mir auf einer Stufe mit Rum-Finishs: Oft gefallen mir die Whiskies nicht sonderlich gut, ab und an ist dann aber diese eine Perle dabei, weshalb ich solche Finishs trotz allgemeiner Abneigung regelmäßig probiere. Eine dieser Whiskyperlen möchte ich euch heute präsentieren. Es geht um einen Secret Orkney aus einem Imperial Milk Stout Fass – abgefüllt vom unabhängigen Abfüller The Vintage Malt Whisky Company in der bekannten Reihe The Cooper’s Choice.

 

(c) Whisky and Molecules

Bei einem Stout handelt es sich um ein dunkles, obergäriges Bier aus geröstetem Malz. Das wohl bekannteste Stoutbier, ein Irish Dry Stout, ist das irische Guinness. Eine dunkle, fast schwarze Farbe mit einem karamellartigen süßen Antrunk sowie ein vom Malz geprägter, voller Körper zeichnen die Sensorik der Stout Biere aus. Der Hauptfokus bei diesen Bieren liegt somit deutlich beim Malz, der Hopfen ist von geringerer Bedeutung. Im Nachtrunk ist dennoch üblicherweise eine leichte Bitterkeit zu vernehmen, verursacht durch die Röstaromen des Malzes. Die Struktur des Schaums ist äußerst feinporig und cremig, was durch das Verwenden von Stickstoff anstelle von Kohlensäure beim Zapfen noch einmal verstärkt werden kann.

Eine andere und besondere Art des Stouts, ist das in der Craft-Beer Szene recht bekannte, Imperial Milk Stout. Dieses entsteht unter Zugabe von Lactose (Milchzucker), dies erklärt auch den Zusatz 'Milk' im Namen. Lactose wird hierbei nur sehr schwer von der Hefe vergoren und bleibt somit erhalten und das Bier erhält einen süßlich, cremigen Charakter. Außerdem zeugt der Namenszusatz 'Imperial' von einem höheren Alkoholgehalt von bis zu 12 vol.-%. Hinzu kommt an dieser Stelle noch eine Fasslagerung, welche nicht zwingend notwendig ist, der Komplexität des Bieres aber deutlich guttut. Imperial Milk Stouts sind tolle Biere, welche ich sehr gerne trinke. Ich bin sehr gespannt wie sich das Fass auf den darin gelagerten Gerstenmalzbrand auswirkt.


Secret Orkney, 10 Jahre, The Cooper’s Choice - Imperial Milk Stout Finish


Whiskydaten: Dieser Whisky, einer nicht näher benannten Orkney Brennerei, wurde im Februar 2010 destilliert. Er reifte zunächst in American Oak Barrels bevor er ein Finish in einem Imperial Milk Stout Fass erhielt. Abgefüllt wurde er Anfang diesen Jahres mit einem Alter von 10 Jahren und stolzen 57 vol.-%. Insgesamt gibt es 342 Flaschen zu je 700 mL. Natürlich wurde, wie es bei unabhängigen Abfüllern in der Regel üblich ist, auf Farbstoff und eine Kühlfiltrierung verzichtet. Preislich liegt dieser 10-jährige Secret Orkney mit Imperial Milk Stout Finish bei 80-85 €. Farbe: Ocker-kupfern.

(c) Whisky and Molecules

In der Nase habe ich zunächst ein würzig-cremiges Karamell, welches mich stark an Werthers Original erinnert. Dazu kommt eine süße Vanille auf eingeweckten Himbeeren und mit einer dezenten Hefenote. Im Hintergrund und fast nicht wahrnehmbar erscheint etwas süßer Rauch. Von der Fassstärke spürt man nicht viel, der Alkohol ist gut eingebunden.

Auf der Zunge gibt sich diese fassstarke Abfüllung angenehm weich und cremig, was mich direkt an ein Stout erinnert. Mit der Zeit wird er im Mundraum kräftiger und die Prozente werden deutlich. Geschmacklich habe ich zunächst ein dunkles Brot mit einem Glas Milch im Kopf. Dazu kommen Mandeln, karamellisierter Zucker und etwas dunkle Schokolade. Gegen Ende wird er immer würziger.

Der Abgang gestaltet sich lang und wärmend. Auch hier dominiert wieder das Karamell und eine leichte Fruchtnote. Im Hintergrund erscheint ein vorsichtiger Schwall Rauch. Dieser verschwindet aber schnell wieder und gibt einem würzigen Mischbrot Platz, welches lang erhalten bleibt.


"In der Nase habe ich zunächst ein würzig-cremiges Karamell, welches mich stark an Werthers Original erinnert." 


Fazit: Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Dieser Whisky gefällt mir sehr gut und nach dem 10 cL Sample, welches ich bei Whisky Südholstein erwerben konnte, überlege ich mir eine ganze Flasche zu kaufen. Er hat einen ganz eigenen Charakter, der sehr dezente Rauch harmonisiert sehr toll mit den cremigen, Karamellaromen. Der recht hohe Alkoholgehalt ist super integriert, blind hätte ich ihn deutlich milder eingeschätzt. Erst im Mundraum kommt der Alkohol nach etwas Zeit kräftiger zum Vorschein. Der Abgang ist lang und wieder vom Karamell geprägt - ich kann hier einfach keinen wirklichen Knackpunkt finden. Toller Whisky mit sehr viel Karamell. Für 85 € ist er sicherlich kein Schnäppchen, aber Whisky aus einem solchen Fass ist auch in keiner Weise alltäglich. 

Whisky and Molecules



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