Prádlo, 17 Jahre - Oloroso Finish

 „Destilováno v České republice“– Single Malt Czech Whisky

Wer denkt in Plzeň wird nur gutes Bier gebraut, den muss man eines Besseren belehren. Denn hier wird auch Whisky hergestellt! Die Brennerei im Ort Prádlo liegt unweit von Plzeň und von hier kommt ein Whisky welcher (normalerweise) unter dem Namen Hammerhead vertrieben wird. Die Abfüllung um welche es heute geht, trägt den Namen des Herstellungsortes Prádlo und ist der „Velvet Revolution“ 1989 in Tschechien gewidmet.
(c) Whisky and Molecules
 
Mit dem Prádlo habe ich meinen ersten tschechischen Whisky im Glas. Die Brennerei im Örtchen Prádlo gibt es seit 1976 und sie gilt somit als älteste Whiskybrennerei Tschechiens. Bei der Herstellung wird viel Wert auf regionale Ausgangsstoffe gelegt. Die eigene Malzmühle verarbeitet ausschließlich tschechische Gerste und das benötigte Wasser kommt von einer böhmischen Quelle. Der so hergestellte Gerstenmalzbrand wird im Anschluss in Fässern aus tschechischem Eichenholz gelagert. So entsteht ein regionales Produkt mit tschechischem Charakter.

Prádlo, 17 Jahre – Oloroso Finish

Fakten: Es handelt sich hierbei um einen Single Malt Whisky, welcher ein Finish im Oloroso Fass erhielt und mit einem Alter von 17 Jahren (2002-2019) in einer Stärke von 41,7 vol.-% abgefüllt wurde. Der Prádlo Whisky wird in einer 0.7 L Flasche zu einem Preis von etwa 100 € angeboten. Die Flasche besitzt, für Whisky etwas unüblich, einen Kunststoff-Schraubverschluss. Die 17-jährige Abfüllung mit Oloroso-Finish ist auf 1100 Flaschen limitiert und es werden keine Angaben über eine Verwendung von Farbstoff oder eine Kühlfiltration gemacht. Farbe: Goldorange - Terracotta.

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In der Nase habe ich zunächst eine intensive Malznote. Das hier kein Schotte im Glas liegt, merkt man auf Anhieb. Das Getreide wird mit der Zeit mehr zu einem Biskuitboden und es kommen frisch-fruchtige Aromen dazu. Ich bemerke einen Pflaumenwein sowie ätherischen Orangenduft, abgestimmt mit orientalischen Gewürzen, wie Zimt und frisch zerstoßenen Koriandersamen.

Auf der Zunge beginnt es wieder mit kräftigem Getreide und einer intensiven Süße. Die knapp 42 vol.-% sind weich und angenehm. Frisch gepresster Orangensaft und ein Hauch Blutorange vermitteln das Bild von einem sonnigen Tag an Spaniens Ostküste. Außerdem schmecke ich Granatapfel und ein Cappuccino mit Zartbitterschokolade.

Der Abgang
ist mittellang bis lang und überraschend fruchtig. Zunächst habe ich intensive Weingummies vor mir, bevor die würzige Eiche den Abgang übernimmt. Zum Schluss kommt die Orange erneut zum Vorschein und bleibt lange erhalten.

"Zu einem Biskuitboden kommen immer mehr fruchtige Aromen hinzu. Ich bemerke einen Pflaumenwein sowie ätherischen Orangenduft, abgestimmt mit orientalischen Gewürzen, wie Zimt und Koriander."


Fazit: Gar nicht schlecht! Normalerweise mag ich solch starke Getreidenoten, wie in der Nase und im Antritt nicht wirklich. Doch es passt zum Gesamtbild des Prádlo und durch die fruchtigen Noten wird er dann sehr viel besser. Der Wechsel des Getreides in intensive Orangenaromen macht großen Spaß und verleiht dem Whisky etwas Spannendes. Er ist angenehm weich auf der Zunge, lässt sich leicht trinken und hat dennoch eine gewisse Tiefe. Das Design der Flasche ist dann allerdings wirklich verbesserungswürdig. Für einen Preis von knapp 100 €, wirkt die Aufmachung der Flasche etwas billig. Doch kommt es bekanntlich ja auf die inneren Werte an - und die gefallen mir, bis auf die bereits genannte Malznote zu Beginn doch ganz gut.

Würde ich mir eine ganze Flasche kaufen? Wahrscheinlich nicht. Dafür ist der Qualitätsunterschied zu gleichpreisigen Schotten einfach (noch) zu groß. Für 100 € erwarte ich ein klein bisschen mehr. Entdecke ich den Prádlo aber irgendwann mal auf einer Whiskykarte, werde ich mir mit Freude einen Dram bestellen! Ein wirklich solider Single Malt aus dem tschechischen Nachbarland. 

Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche!

Whisky and Molecules


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