Glen Moray, 12 Jahre, Anam na h-Alba - Amarone Quarter Cask
The Soul of Scotland
Anfang Oktober, am Tag der deutschen Einheit, fand die erste Dresdner Whiskynacht statt. Als kleiner Ersatz zur jährlich stattfindenden, dieses Jahr allerdings abgesagten, Whiskymesse veranstaltete Roy von Whisky und Genuss Dresden ein kleines Event im Club Arteum. An diesem Abend war auch Tom Skowronek mit seinen Abfüllungen unter dem Label Anam na h-Alba zu Gast. Seit 2012 bringt er nun bereits exklusiv abgefüllte Fässer verschiedener Brennereien auf den deutschen Markt und hat sich, vollkommen zu Recht, einen guten Ruf erarbeitet. Neben seiner Tätigkeit als Abfüller ist er auch derjenige, welcher die Just Whisky-Messe in Oberhausen ins Leben rief. An besagtem Abend zur Dresdner Whisky Nacht, probierte ich auch den Whisky um welchen es im heutigen Beitrag geht: Eine Abfüllung der Brennerei Glen Moray aus einem italienischen Amarone Fass.
Amarone della Valpolicella ist eine italienische Weinart aus dem Gebiet Valpolicella in der Region Venedig. Er wird vorrangig aus Rotweintrauben der Sorten Corvina Veronese, Rondinella sowie Molinara gekeltert und besitzt eine tiefrote Farbe sowie eine besonders cremige Struktur. Trotz des recht geringen Restzuckergehalts besitzen Amarone Weine oft eine angenehme Süße. Die Besonderheit liegt hierbei bei der Herstellung des Weins. Hierzu werden die Trauben vor dem Keltern für etwa 100 Tage auf Holzgestellen getrocknet, wodurch das Wasser verdunstet, aber Zucker, Säuren und andere Extraktstoffe erhalten bleiben. Während dieser Trocknung kommt es auch zur Oxidation von Zuckern und Polyphenolen, wodurch die, für den Amarone Wein typischen, Aromen entstehen. Der hohe Zuckergehalt der fast schon zu Rosinen getrockneten Trauben, sorgt für Alkoholgehalte von 14 bis zu 18 vol.-%. Amarone Weine lagern für mindestens 2 Jahre in Eichenfässern und stellen meiner Meinung nach eine interessante, jedoch viel zu selten genutzte, Alternative zu Sherry-Fässern dar. Noch habe ich keinerlei Vollreifung eines Whiskys im Amarone-Fass probiert, ich kenne ausschließlich Amarone-Finishs – doch das hat sich mit diesem Glen Moray geändert!
Glen Moray, 12 Jahre, Anam na h-Alba - Amarone Quarter Cask
Anam na h-Alba bringt mit dieser Abfüllung einen 2008er Glen Moray in die Flasche. Dieser durfte, bis zu seiner Abfüllung, für 12 Jahre in ein Amarone Quarter Cask einziehen. Dieses Fass verlieh dem Whisky eine dunkelorangene, fast schon weinrote Färbung. Natürlich wurde auch in diesem Fall nicht mit Farbstoff nachgeholfen und der Whisky wurde nicht kühl filtriert. Mit 52,1 vol.-% konnten aus diesem Amarone Quarter Cask insgesamt 181 Flaschen abgefüllt werden, von welchen ich die Nummer 172 mein Eigen nenne – die Flaschen werden von Hand nummeriert.
Auf der Zunge ist dieser Glen Moray genauso mild und weich wie in der Nase. Ich würde hier keine Fassstärke vermuten. Klasse, wie weich und harmonisch sich der Alkohol im Mundraum verhält. Ich schmecke zunächst Nuss-Nougat, welches aber schnell in einen saftigen Kirsch-Schokokuchen wechselt. Nun kommt auch der Alkohol etwas kräftiger zum Vorschein, behält aber seine cremige Struktur. Es kommen Butter-Aromen und eine beerige Fruchtigkeit hinzu, welche mich an Butterkekse mit Erdbeermarmelade erinnern.
Zum Schluss bringt er süße Gerste und Pflaumenkuchen mit Hefeteig. Ein würziger Schwarztee und eine Prise Eichenholz beenden den Whisky und bringen noch lang Freude.
"Eine Schüssel rote Grütze aus Waldbeeren und Kirschen, übergossen mit warmer, süßer Vanillesoße.“
Fazit: Kann man mit Abfüllungen von Anam na h-Alba
etwas falsch machen? Vielleicht. Das habe ich aber noch nicht erlebt! Bisher
habe ich mit diesen Abfüllungen immer alles richtig gemacht. Auch diesmal hat Tom
Skowronek wieder ein wunderbares Händchen für das ausgewählte Fass bewiesen. Nach
12 Jahren in einem Amarone Fass ist dieser Whisky toll gereift und wunderbar
harmonisch. Das Fass erschlägt den Whisky nicht, es ergänzt ihn hervorragend.
Er bringt ein elegantes Mundgefühl und herrliche Frucht- und Karamellnoten mit
sich. Um es kurz zu machen: Ganz klare Empfehlung!
Whisky and Molecules