Imperial, 21 Jahre, Elixir Distillers – The Single Malts of Scotland
Geschlossen, abgerissen und für immer verloren.
Wir begeben uns in diesem Beitrag zu einer Lost
Distillery, genauer: unsere Reise geht zur Imperial
Brennerei in das Örtchen Carron der schottischen Speyside.
Begibt man sich dieser Tage allerdings zur ehemaligen
Imperial Brennerei, findet man heute einen ganz anderen Namen an der Stelle wo
einst Imperial stand. Im Jahre 2013 wurden die
seit 1897 existierenden Gebäude abgerissen um Platz für die neue Brennerei Dalmunach zu schaffen. Überreste der ehemaligen Brennerei blieben
allerdings erhalten und wurden in das neue, moderne Design der Dalmunach Destillerie integriert und eit 2015
wird nun wieder am Platz der ehemaligen Imperial Brennerei Malt gebrannt. Allerdings begeben wir uns heute zurück in die 90er Jahre.
Elixir Distillers
bringen mit dieser Abfüllung ihrer The
Single Malts of Scotland – A Marriage of Casks Reihe, wie der Name schon
sagt, keine Single Cask Abfüllung, sondern eine Heirat von diesmal 5 Fässern auf den
Markt. Die Fässer wurden in den Jahren 1995 – 1998 befüllt und spiegeln somit
die letzten Jahre der Imperial Brennerei wieder, welche schlussendlich 1998 geschlossen wurde.
Imperial, 21 Jahre, Elixir Distillers – The Single Malts of Scotland
Dieser geschichtsträchtige Single Malt wurde mit einem
angegebenem Alter von 21 Jahren abgefüllt. Hierzu wurden 5 ehemalige Bourbonfässer
aus den Jahren 1995 bis 1998 miteinander verheiratet. Elixir Distillers brachte diese Abfüllung mit 47.5 vol.-% auf den
Markt. Durch den Verzicht auf Färbung sowie Kühlfiltration, zeigt sich dieser
Malt unverfälscht und trotz seines recht hohen Alters mit einer eher hellen,
goldenen Farbe, welche mich an die sonnenbeschienenen Ockerfelsen im
französischen Roussillon erinnern. Nach mindestens 21 Jahren im Fass, darf der Whisky bei mir gut und gerne 20 Minuten im Glas ruhen, bevor ich ihn das erste Mal probiere.
In der Nase weckt
dieser Single Malt der Imperial Brennerei Assoziationen eines Obstsalats mit
dunklen Blutorangen, Birnen und Äpfeln. Serviert wird dieser mit geriebener
Orangenschale, Vanille, Heidehonig sowie kandierten Veilchenblüten. Doch damit
nicht genug: nach und nach kommt die Würze feuchter, von Moos bewachsener
Eiche, nasser Erde und frisch gefallenem Laub hinzu und erzeugt das Bild eines
verregneten Herbsttages auf dem Land. Die fruchtig-exotischen Noten werden
immer wieder kurz von der Würze dominiert, welche kurze Zeit später wieder nahezu zu verschwinden scheint. Der Alkohol ist wahrnehmbar, er kribbelt leicht, aber
ist zu keiner Zeit störend und stechend.
Am Gaumen ist er
zunächst überraschend kräftig. Er beginnt mit einer leicht medizinischen aber
ebenso floralen Note. Die Würzigkeit der Eiche ist auf der Zunge deutlich
präsenter als in der Nase und weckt auch hier wieder die Erinnerung an feuchtes
Holz, Moos, nasse Erde und diesmal auch an etwas Leder. Es folgt eine würzige Süße
von mit dunklem Heidehonig bestrichenen Pumpernickeln, dazu Kaffee und gegen
Ende ist ein Hauch von dänischem Lakritz zu spüren, leicht salzig und mit einem
Klecks Vanillesoße.
Der Abgang des 21
Jahre alten Imperials ist lang und würzig. Karamell, würzige Eiche und die
Schale reifer Äpfel bleiben lang und deutlich erhalten. Ganz zum Schluss
wandelt er sich nochmal und gibt etwas Espresso Aromen frei.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, hier hat Elixir Destillers ganze Arbeit mit einer Hochzeit von 5
Fässer geleistet. Neben der Tatsache, dass sich wohl nicht mehr allzu viel
Fässer der Imperial Brennerei in schottischen Lagern finden lassen, überzeugt
dieser Whisky vor allem durch seine Tiefe und seine abwechslungsreichen Aromen. Gibt ihm etwas Zeit! Dieser Whisky wird deutlich besser, wenn er noch ein bisschen
Zeit im Glas bekommt. Der Alkohol ist fabelhaft eingebunden. Die
fruchtig, würzige Nase wird von einem unglaublich kräftigen, deutlich vom Holz bestimmten Gaumen abgelöst, welcher aber zu keiner Zeit überlagert oder
überreif wirkt. Wunderbar Komplex und mit einigen Überraschungen überzeugt mich
diese Abfüllung auf ganzer Linie. Man kann sich stundenlang mit dem Whisky
beschäftigen. Ist das Glas dann leer, möchte man sich direkt nachschenken. Trotz des hohen Preises von 229,90 € ist dieser
Whisky eine klare Empfehlung meinerseits, zumindest Geschmacklich. Preislich kann man an dieser Stelle sicher dikutieren, aber mal ehrlich: Sind wir nicht alle
ein bisschen geil auf den Geschmack einer ‚Lost Distillerie‘?
Whisky and Molecules